„Im Zwischenraum zuhause sein, wo ein Mensch auf den anderen trifft.“
Doron Rabinovici, „Andernorts“, Suhrkamp, Berlin 2010
Die Dynamik von Familienunternehmen und Unternehmerfamilien spielt immer zwischen den Systemen Familie, Unternehmen, Eigentum. Sie drückt sich dort aus, wo
- Liebe mit der Erwartung u/o. dem Anspruch auf Einfluss verwechselt wird.
- geglaubt wird, dass mit Geld alles zu kaufen sei und erfahren wird, dass menschliche Bindung und familiäre Zugehörigkeit stärker sind oder doch nicht.
- der Sohn, die Tochter den Vater anspricht, ihn meist als Firmenchef erreicht.
Fritz B. Simon hat die Dynamik sehr treffend beschrieben: „Wer den Firmenchef und Familienvater in der Firma trifft, sieht ihm nicht äußerlich an, ob er nun der liebende und fürsorgende Vater oder der strenge und erfolgsorientierte Boss ist. Wenn er in der einen Rolle grüne Punkte im Gesicht hätte und in der anderen rote, wäre das alles viel einfacher. Das gilt natürlich auch für den Chef selbst: auch er kann eigentlich nie sicher sein, als wer er wann gefragt ist. So kommt es unter dem Weihnachtsbaum zu Gesellschafterversammlungen und bei Gesellschafterversammlungen zu Familienfeiern.“
„Je länger z.B. die Übergangsphase beim Generationenwechsel dauert, desto belastender ist es für alle Beteiligten. Egal ob Nachfolgerin oder Nachfolger – lässt der Vater nicht los, bekommen sie immer mehr das Gefühl, dass er ihnen nicht so recht zutraut, das Unternehmen zu übernehmen. Die Unschlüssigkeit des Vaters fördert also die Einbuße von Selbstwertgefühl bei dem Sohn, der Tochter. Dass das dem Unternehmen auch wirtschaftlich langfristig nicht gut tut, brauche ich Ihnen nicht zu erzählen.“
Aus: Simon, Fritz(Hrsg.) (2002):Die Familie des Familienunternehmens. Ein System zwischen Gefühl und Geschäft, Carl-Auer Verlag Heidelberg 2011
Es gibt Sternstunden
..wenn es gelingt, in eine verfahrene Situation Bewegung zu bringen, wenn sich Beteiligte plötzlich öffnen und von ihrer Sorge, ihrer Angst erzählen. Dies gerade auch dort, wo familiäre Bindungen und wirtschaftliche Interessen im Spiel sind und die - manchmal über Jahre durchgetragenen - konfliktbeladenen Konstellationen eine unüberwindbare Blockade verfestigt haben.